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Zahlenreihe 1 bis 7
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Die 7 Meilen der Berufsorientierung

Tiroler Wirtschaft, September 2025

LEITFADEN. Berufsorientierung ist nicht nur für Jugendliche wichtig, sondern auch ein wertvolles Instrument für Betriebe. Die „7 Meilen der Berufsorientierung“ decken sämtliche Schritte zur Berufswahl ab. Das Bildungsconsulting bietet auf jeder Meile Angebote für Jugendliche, Eltern, Schulen und Betriebe.

Nur was mit Leidenschaft gemacht wird, wird wirklich gut. Das gilt für Handwerk, Gewerbe, Hotellerie und Industrie gleichermaßen — und vor allem für die Berufswahl junger Menschen. Theoretisch lässt sich jeder Beruf finden, der zu den eigenen Neigungen passt; in der Praxis ist das Ergebnis oft weniger befriedigend. Berufsorientierung wird nicht immer der Stellenwert zugeordnet, den sie eigentlich haben müsste. Es zahlt sich aus, dass Jugendliche verschiedene Berufsbilder kennenlernen – und vor allem, sich selbst, ihre Stärken, Neigungen und Motive.

Genau hier setzt umfassend gedachte Berufsorientierung an: Sie schafft Klarheit über Fähigkeiten, öffnet Perspektiven und hilft, den Weg in die Ausbildung bewusst zu gehen. In der betrieblichen Praxis zeigt sich: Wer an dieser Schnittstelle früh ansetzt, gewinnt motivierte Fachkräfte, spart Einarbeitungszeit und steigert langfristig die Zufriedenheit im Team. Wolfgang Sparer, Leiter des Bildungsconsultings, bringt es auf den Punkt: „Berufsorientierung ist kein Jugendprojekt – sie ist ein Standortprojekt.“ Damit lenkt Sparer den Blick auf den gesamtwirtschaftlichen Nutzen: Orientierung lohnt sich nicht nur für die Jugendlichen, sondern für die Unternehmen und die Region.

7 Meilensteine

Die „7 Meilen der Berufsorientierung“ sind ein strukturierter Wegweiser, der hilft, die Berufswahl in einzelne, nachvollziehbare Schritte zu gliedern. Es geht darum, systematisch zu prüfen, welche Erfahrungen, Kenntnisse und Motivationen eine Person bereits mitbringt, welche Interessen sie antreiben und welche Rahmenbedingungen erforderlich sind, damit Ausbildung und Betrieb zueinander passen. 
Die erste Meile richtet den Blick auf elementare Fähigkeiten und frühe Hobbys: Was fiel in der Kindheit leicht und hat lange Freude gemacht? Die zweite Meile widmet sich Vorbildern und Interessen, also den Menschen und Rollen, die prägen. Die dritte Meile beinhaltet schulische Leistungen und Neigungen, während die vierte Meile die formalen Angebote der Berufsorientierung zusammenführt: Unterricht, Messen, Tests, Informationsmaterialien. Die fünfte Meile betrachtet Kontakte und praktische Möglichkeiten, etwa Praktika oder Ferialjobs, die Einblick in den Arbeitsalltag geben. Die sechste Meile fokussiert auf prägende Erlebnisse und Motivationen — was treibt an, welche Werte sind wichtig? Die siebte und letzte Meile schließlich bündelt Beratung und Talentförderung: Welche Unterstützung braucht ein junger Mensch, um sein Potenzial gezielt zu entwickeln? Dieses Prinzip macht Berufsorientierung transparent und planbar — und liefert Unternehmerinnen und Unternehmern ein klares Instrumentarium, um Nachwuchs gezielt zu fördern.

Die Angebote des Bildungsconsultings
Das Bildungsconsulting hat jeden Abschnitt der „7 Meilen“ mit konkreten Angeboten hinterlegt, so dass Jugendliche, Schulen und Betriebe den Weg zum passenden Beruf systematisch gemeinsam gehen können.
Die erste Meile — Kindheit und Fähigkeiten — beginnt dort, wo die Grundlagen liegen: bei den frühen Neigungen, Talenten und Hobbies. Hier geht es um das spielerisches und niederschwellige Wecken der Neugier der Kinder. Das geschieht über Berufserlebniscamps im Sommer, das Projekt KIWI - Kinder entdecken Wirtschaft, die Erlebniswelt Baustelle oder auch das Junior Company Mini Projekt für die Volksschulen.
Die zweite Meile behandelt Vorbilder und Interessen. Hier geht es weniger um Programme als um Gespräche — vor allem mit den Eltern. Das Bildungsconsulting unterstützt diesen Austausch, weil Eltern nach wie vor eine zentrale Rolle spielen, wenn es darum geht, welche Berufsangebote Jugendliche ins Auge fassen. Ein offener Dialog bei Elternabenden und Informationsveranstaltungen schafft Orientierung für die ganze Familie und vermittelt den Eltern einen Überblick über Lehrberufe, Ausbildungsmöglichkeiten, Berufswege und aktuelle Trends am Arbeitsmarkt.
Die dritte Meile richtet den Blick auf die Schule und Wissen. Hier steht die Unterstützung für Pädagoginnen und Pädagogen im Mittelpunkt. Lehrkräfte erhalten Hilfe für die Vermittlung von Inhalten in der Berufsorientierung in Form von Workshops, Fortbildungen und Materialien. Sie lernen, wie sie Berufsorientierung praxisnah und schülerzentriert gestalten können. Ergänzend werden Unterrichtsmaterialien, Methodenbausteine und digitale Tools wie zum Beispiel berufsreise.at zur Verfügung gestellt. Diese Aus- und Weiterbildungen erfolgen in Zusammenarbeit mit der Pädagogischen Hochschule Tirol.
Die vierte Meile umfasst den Berufsorientierungsunterricht und die verfügbaren Informationsangebote. Es geht darum, Orientierungsmaterialien so zu gestalten, dass sie echte Entscheidungsgrundlagen liefern — nicht bloße Listen von Ausbildungswegen, sondern Informationen mit Praxisbezug. Für den Berufsorientierungs- Unterricht bietet das Bildungsconsulting vielfältige Hilfsmittel: Ein großer Teil davon findet sich auf berufsreise.at – der bewährten multimedialen Plattform mit Berufsprofilen, Videos, interaktiven Tools und einem Klassengewinnspiel, das auch die Unternehmen mit ihren Profilen sinnvoll einbindet. Die Plattform ermöglicht auch ein Klassenprofil für Lehrpersonen, wo diese datenschutzkonform Insights zu den Interessen ihrer Schüler:innen erhalten und mit dieser Grundlage den BO-Unterricht weiter planen und strukturieren können. Darüber hinaus stehen Unterrichtsideen für komplette Unterrichtseinheiten zum Download zur Verfügung. Ergänzend können auch Bewerbungsworkshops über das Bildungsconsulting absolviert werden.
Die fünfte Meile, Kontakte und Möglichkeiten, ist besonders handlungsorientiert: Das Bildungsconsulting vermittelt und vernetzt konkret, denn Erfahrungen vor Ort sind oft der schnellste Weg zur Entscheidung. Angeboten werden unter anderem folgende Möglichkeiten: Tiroler Berufs-Festivals, wo Jugendliche direkt auf Betriebe und Lehrlinge aus ihrem Bezirk treffen, dort Fragen stellen und berufstypische Tätigkeiten ausprobieren können und erste Kontakte für Schnupperplätze oder künftige Lehrstellen knüpfen; Betriebserkundungen und Exkursionen von Schulen und Klassen in Unternehmen wie beispielsweise dem Berufs-Shuttle oder Rookie im Bezirk Schwaz; Rookie-Days, wo Schülerinnen und Schüler Polytechnischer Schulen mit lokalen Betrieben in Form von ungezwungenen Kurzkennenlerngesprächen vernetzt werden.
Die sechste Meile betrifft Erlebnisse und Motive. Hier geht es ums Ausprobieren verschiedenster Tätigkeiten und dem Sammeln von Erfahrungen. Im Zentrum steht die Berufs-Safari – eine fünfstündige, durch geschulte Guides begleitete Erlebnistour, bei der die Jugendlichen sechs unterschiedliche Berufsfelder praktisch ausprobieren. Sie bekommen Werkzeuge in die Hand, erleben typische Tätigkeiten und reflektieren, welche Aufgaben zu ihnen und ihren Interessen und Neigungen passen. Abgerundet wird der praktische Ansatz durch einen eigens entwickelten, sprachfreien Fotointeressencheck, der erste Einblicke in die Interessenslage der Jugendlichen gibt.
Die siebte Meile bündelt Beratung und Talententwicklung und besteht aus der Talent-Card, dem Kernangebot zur individuellen Beratung für Jugendliche und Eltern. Die Talent Card basiert auf einer wissenschaftlich fundierten Potenzialanalyse und liefert Jugendlichen ein klares Stärkenprofil – in den Bereichen Fähigkeiten, Interessen und Persönlichkeit. Im anschließenden Beratungsgespräch werden diese Ergebnisse mit den Zukunftswünschen und möglichen Bildungswegen verknüpft; dabei werden auch die Eltern mit eingebunden, damit die Entscheidung gemeinsam reflektiert wird. Das Ziel ist eine fundierte Orientierung, die wirklich zu den individuellen Talenten passt.

„Wir begleiten die jungen Leute Schritt für Schritt und stellen den Betrieben passgenaue Unterstützung bereit“, sagt Wolfgang Sparer. „Wir nehmen jede Meile ernst und setzen sie praktisch um - so wird Berufsorientierung zu einem Instrument mit hohem Praxiswert für alle Beteiligten.“

Nutzen für Unternehmer
Für Unternehmerinnen und Unternehmer bedeutet eine strukturierte Berufsorientierung unmittelbar nutzbaren Mehrwert. Wer Interessent:innen auf die richtigen Stellen bringt, minimiert Fehlbesetzungen und reduziert die Kosten für lange Einarbeitungsphasen. Die gezielte Förderung von Mitarbeitenden sorgt zudem dafür, dass Motivation und Leistung steigen — motivierte Mitarbeitende arbeiten verlässlicher, produzieren bessere Qualität und neigen weniger dazu, das Unternehmen früh wieder zu verlassen.

Auch bei Übernahmen oder Betriebsübergaben zeigt sich ein deutlicher Vorteil der Ausrichtung auf die vorhandenen Talente: Kinder von Unternehmerfamilien müssen nicht automatisch die Geschäftsführung übernehmen; sie können entsprechend ihrer Fähigkeiten und Neigungen in passende Rollen hineingeführt werden, vom technischen Leiter bis zur Assistentin für Betriebsorganisation. Das schafft Reibungsverluste, erhält den Familienfrieden und sichert gleichzeitig Kompetenz im Betrieb.

Ein weiterer wichtiger Effekt betrifft das Employer Branding: Firmen, die bekannt sind dafür, ihre Mitarbeitenden professionell und nachhaltig zu entwickeln, genießen ein besseres Image am Arbeitsmarkt. Dieses Image wirkt wie ein Magnet bei Bewerber:innen und erleichtert die Rekrutierung. In Regionen mit Fachkräftemangel ist dies ein entscheidender Wettbewerbsvorteil. Schließlich zahlt eine durchdachte Berufsorientierung auf die Unternehmenskultur ein: Wenn Aus- und Weiterbildung systematisch gelebt werden, entsteht ein Klima des Lernens und der Weiterentwicklung, das sowohl Fachkräfte bindet als auch neue Talente anzieht.

Fazit: Die „7 Meilen der Berufsorientierung“ sind eine praktische Arbeitsanleitung für Jugendliche, aber auch für Schulen und Betriebe. Wer diese Stationen bedient — von frühen Fähigkeitsdiagnosen über praktische Kontakte bis zur gezielten Talentförderung — erhält langfristig motivierte Fachkräfte, die zum Unternehmenswachstum beitragen. Für Unternehmerinnen und Unternehmer ist das ein klarer Return on Investment: weniger Fluktuation, geringere Einarbeitungskosten und mehr Leistungsfähigkeit im Team. Wolfgang Sparer fasst es zusammen: „Gute Berufsorientierung ist eine Investition in die Zukunft eines jeden Betriebs.“ Wenn Unternehmen, Schulen und die Wirtschaftskammer an einem Strang ziehen, entsteht ein tragfähiges Ökosystem, das Talente versteht, fördert und im Land hält.

Quelle: Den Originalartikel finden Sie in der der Tiroler Wirtschaft auf Seite 46.

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